
Was bedeutet Biodiversität?
Die Biodiversität ist ein Maß für die biologische Vielfalt, also die Fülle unterschiedlichen Lebens. Gerade das Nebeneinander zahlreicher verschiedener Kleinlebensräume ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass eine möglichst große Anzahl von Tier- und Pflanzenarten auf einer Fläche vorkommen können.
Wie entwickelt sich die Biodiversität zurzeit?
Die Anzahl vieler Tier- und Pflanzenarten und auch die Individuenzahlen nehmen seit vielen Jahren kontinuierlich ab. Das führt zu einer Abnahme der Biodiversität. Eine der Ursachen ist, dass der Reichtum an Strukturen auf Flächen mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung verloren gegangen ist – und der wirtschaftliche Zwang zum Einsatz von Dünger und Pestiziden tut sein Übriges zur Verminderung der Artenvielfalt
Welche Bedeutung hat die Biodiversität?
Von der Biodiversität hängen in großem Maße die Qualität und der Umfang sogenannter Ökosystemleistungen ab. Ökosystemleistungen sind z.B.:
- Bestäubung von Nutzpflanzen durch Insekten
- natürliche Schädlingsregulation
- Förderung der Bodenfruchtbarkeit
- Abwasserreinigung
- Erholungswert
Der Ausgleich dieser Leistungen aufgrund eines Rückganges der Biodiversität verursacht in der EU hohe Kosten. Beispielsweise beträgt der Wert, der sich aus der Bestäubungsleistung der Insekten ergibt, 11 % des Produktionswerts der 100 meistgehandelten Nahrungsmittel in Europa (Quelle: Akademie der Wissenschaften Schweiz).
Förderung der Biodiversität durch Flächen-PV-Anlagen
Eine Flächen-PV-Anlage bietet die Möglichkeit, Klimaschutz und Artenschutz in Einklang zu bringen und zusammen zu fördern (Quelle: Kieler Nachrichten , Quelle: Schlegel 2021, Quelle: BNE).
Wenn naturnahe Managementpraktiken, z. B. durch eine extensive Beweidung, umgesetzt werden, kann auf 70–95 % des Bodens die Biodiversität gefördert werden. Dabei sollte eine Fläche von mindestens 30 % der Gesamtfläche der Anlage frei von Solarpanels sein. So kann eine Flächen-PV-Anlage einen großen Beitrag zur regionalen Biodiversität leisten. Die betreffende Fläche wird im Vergleich zu einer intensiv landwirtschaftlich genutzten Fläche deutlich aufgewertet.
Strukturen, die zu einer Aufwertung der Fläche führen, sind z. B.
- zusätzliche Knicks entlang der Umzäunung
- Wildblumenwiesen aus regionalem Saatgut
- Kleingewässer
- Stein- und Holzhaufen
Für eine Zuwanderung von Tierarten ist die Nähe zu einem „Lieferbiotop“ von Vorteil. Für die geplante Flächen-PV-Anlage kommt in dieser Hinsicht der bereits bestehenden Naturschutzfläche an der Schmiede (ca. 500–600 m entfernt) eine besondere Bedeutung zu.
Auswirkungen auf die Vegetation
Das Nebeneinander von sonnigen, halbschattigen und schattigen Flächen bietet unterschiedliche Lebensbedingungen für verschiedene Pflanzen und sorgt durch die unterschiedliche Besonnung für eine Streckung der Blütezeit. Das führt zu einen großen Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten.
In Studien wiesen Solarparks eine höhere Pflanzenvielfalt auf als die bewirtschafteten Kontrollflächen (Quelle: Montag 2016).
Die Pflanzenvielfalt unter den PV-Panels und in den Reihen dazwischen unterschied sich nicht, jedoch war die Artenzusammensetzung verschieden.
Welche Tiere können profitieren?
- Zahlreiche Insekten profitieren von dem gesteigerten Angebot an Blütenpflanzen. Sie finden hier sowohl Futter als auch Möglichkeiten für die Eiablage. Gleichzeitig werden sie nicht von Pestiziden und Dünger beeinträchtigt. So wurden, als Beispiel, in einer Studie in einem Solarpark 54 Wildbienen- und Schwebfliegenarten nachgewiesen (Quelle: Wit & Biesmeijer 2016). In einem Solarpark mit artenreichen Wiesen konnten 4-mal mehr Hummelarten gefunden werden, als auf umliegenden Weideflächen (Quelle: British Ecological Society 2021).
- Im Optimalfall weisen Freiflächen-PV-Anlagen eine ähnliche Tagfalter-Fauna auf wie extensiv bewirtschaftetes Grünland, welches zu den artenreichsten Tagfalter-Lebensräumen gehört (Quelle). Dabei gilt, dass die Vielfalt an Tagfaltern mit der Pflanzenvielfalt steigt. Einen großen Einfluss haben auch umgebende Knicks mit „Schmetterlingsgehölzen“, z.B. Schlehe, Heckenkirsche, Faulbaum.
- Kleine und mittelgroße Säugetiere, z. B. Feldhasen, können von einer Flächen-PV-Anlage profitieren, da sie durch die Umzäunung vor Störungen durch Menschen geschützt sind und sich die ökologische Aufwertung der ehemaligen Ackerfläche positiv auf sie auswirkt.
- Inmitten einer intensiv genutzten Agrarlandschaft können sich die nicht-intensiv genutzten Flächen einer PV-Anlage zu einem wertvollen Lebensraum für Vögel Auf den Flächen von PV-Anlagen wurden bis zu 43 Vogelarten nachgewiesen (Quelle: Raab 2015). Auf der vorgesehenen Fläche wurden bei der Begutachtung hingegen bis jetzt nur 21 (Brutvogel-)Arten nachgewiesen.
- Bodenbrütende Vögel, wie die auf der geplanten Fläche vorkommenden Feldlerchen und Wachteln (beide in SH gefährdet), finden mehr Nistplätze und ein reichhaltiges Insektenangebot als Futter für den Nachwuchs.
- Greifvögel wie Mäusebussard, Rotmilan und Sperber nutzen die von der Flächen-PV-Anlage ausgehende Thermik und die Kleinsäuger als Beute.
- Reptilien, z. B. Wald- und Zauneidechsen, Blindschleichen, finden aufgrund der zahlreichen Insekten ein großes Nahrungsangebot vor und nutzen Stein- und Holzhaufen als Sonnenplätze.
- Für Amphiben sind die schattigen Bereiche unter den Panels vorteilhaft. Auf der extensiv genutzten Fläche können gut nährstoffarme Amphibiengewässer angelegt werden und so Lebensraum für Laubfrosch und Rotbauchunke schaffen.
Vorteile für umliegende Landwirtschaftsflächen
Umliegende Landwirtschaftsflächen können von einem erhöhten Aufkommen von bestäubenden Insekten profitieren.
Wildbienen, Schwebfliegen und andere Insekten haben eine enorme Bedeutung für die Bestäubung auch von Kulturpflanzen. Gerade bei den häufiger werdenden krankheitsbedingten Ausfällen von Honigbienen kommt den „Wildinsekten“ eine immer größere Bedeutung zu. Solarparks mit einem reichhaltigen und vor allem langfristigen Blütenangebot können Ausbreitungszentren für bestäubende Insekten werden und tun auch der Honigbiene gut. Bei einer Suchdistanz blütenbestäubender Insekten von ca. 1–1,5 km ergibt sich ein deutlicher Nutzen für die umliegende Landwirtschaft (Quelle: Walston 2018, Quelle: British Ecological Society 2021).
Blütenreiche Lebensräume zeigen eine hohe Wirksamkeit bei der natürlichen Schädlingsregulierung. In Studien konnte gezeigt werden, dass Schäden durch Getreideplattkäfer in Weizenbeständen um ca. 60% reduziert werden, wenn die Felder blütenreiche Randstreifen hatten (Quelle: Tschumi 2015).
Wie können negative Auswirkungen vermieden werden?
- Zäune behindern für kleine und mittelgroße Säugetiere den Zugang zur Fläche. Lösung: ausreichender Abstand zwischen Zaununterkante und Boden als Durchlass.
- Für größere Säuger ist die Umzäunung ebenfalls ein Hindernis. Lösung: Anlegen von nicht-umzäunten Wegen für eine Durchquerung der Gesamtanlage.
- PV-Panels können durch die Lichtreflexion für manche Wasserinsekten anziehend wirken, gleiches gilt für eine nächtliche Beleuchtung. Lösung: Durch entsprechende Beschichtung und eine helle Umrandung der Solarzellen sowie den Verzicht auf eine nächtliche Beleuchtung kann die Lockwirkung stark vermindert werden.